„Gastroeien“ in Friesland – ein Testbericht

  • 11. Februar 2016

Angelockt durch einen Aushang am Bootshaus beschlossen vier BRVer im September, das Gastruderangebot der Roeivereniging ’t Diep in Steenwijk auszuprobieren, und erlebten ein schönes Ruderwochenende im niederländischen Friesland.

Das Revier:

Der Nationaalpark Weerribben-Wieden in der niederländischen Provinz Overijssel ist das größte Niedermoorgebiet in Nordwesteuropa und erstreckt sich über eine Fläche von ca. 100 km². Die sehenswerte Naturlandschaft besteht aus Seen, Gräben, Wasserläufen, Rieden, Heuwiesen, Weiden und Sumpfwäldern. In der Umgebung finden sich viele reizvolle Dörfer und Städtchen.

Der Club:

Die Roeivereniging ’t Diep in Steenwijk wurde erst 1986 gegründet und hat ca. 100 Mitglieder. Mitglieder anderer Rudervereine können Boote ausleihen, und zwar Wherries (breite Doppelzweier mit, in denen zwei Steuerleute nebeneinander Platz haben) sowie C-2er mit, C-3er mit und C-4er mit. Der Leihbetrieb wird von der Region und dem Tourismusverband offenbar sehr großzügig gefördert. Man habe sich davon schon vier neue Boote anschaffen können, die zum Ausleihen zur Verfügung stehen, wurde uns stolz berichtet. Auf Wunsch organisiert der Ruderverein auch Übernachtung und Gepäcktransport.

Die Route:
Blokzijl

Blokzijl

Der Verein empfiehlt zwei verschiedene Hauptrouten für ein oder zweitägige Touren von jeweils ca. 30 km am Tag. Dafür bekommt man auch einen Streckenatlas mit (nicht sehr genauen) Karten und einer Beschreibung (gute Holländischkenntnisse vorausgesetzt) geliehen. Wir entschieden uns für die 2-Tages-Tour auf der südlichen Route (Wieden), eine abwechslungsreiche Fahrt durch Kanäle, schilfumsäumte schmale Wasserläufe und kleinere und größere Seen dazwischen. Teilweise ist es ziemlich eng, und auf den Seen anhand der Karte die richtige Ausfahrt zu finden, ist nicht immer einfach bzw. manchmal mehrdeutig. Giethoorn, das „holländische Venedig“, ist ein malerisches Grachtendorf, aber reichlich überlaufen von Touristen, darunter gefühlt einige Millionen Chinesen. Mit dem Boot fährt hier man besser nicht durch, weil die Kanäle zum Rudern zu eng sind und man permanent Ausflugsbötchen ausweichen muss. Ansonsten ist es eine sehr schöne Rundfahrt. Tipp: ein Abstecher in das idyllische Hafenstädtchen Blokzijl.

Die Boote:

Das vierköpfige Testteam hatte einen C-Dreier mit Steuermann gebucht und bekam die „Roomsloot“ zur Verfügung gestellt, ein fast nagelneues Boot aus der friesischen Bootswerft Wiersma. Die sind schön leicht und laufen super, haben allerdings keinen Stauraum für Gepäck, da Bug und Heck komplett mit Luftkästen ausgefüllt sind. Bei der Tourvorbereitung sollte man also überlegen, wie man das Gepäck transportieren will. In Anbetracht der engen Gewässer empfehlen sich die kleineren Boote, mit einem Vierer dürfte man bei manchen scharfen Kurven schon Mühe haben. Die Boote sind kaskoversichert, Selbstbehalt 150 Euro.

Das Quartier:

Wir übernachteten in einem komfortablen, properen Bungalow direkt am Wasser auf dem Campingplatz „De Blauwe Hand“ in Wanneperveen. Dort befindet sich praktischerweise das Etappenziel der zweitägigen Wieden-Route, sodass wir uns keine Gedanken um den Gepäcktransport machen mussten. Über die Website des Vereins kann man auch Arrangements mit Übernachtung und Menü in Hotels buchen, sofern man die äußerst unübersichtliche Bedienerführung durchblickt. Wir haben unser Quartier auf eigene Faust organisiert, unabhängig vom Angebot des Vereins.

Die Kosten:

Beim Verein haben wir nur das Boot ohne zusätzliche Arrangements gebucht. Der Dreier kostete pro Tag 30 Euro, für die Übernachtung im Bungalow bezahlten wir zu viert 50 Euro pro Nacht plus 25 Euro Endreinigung (und für 1x Falschparken in Meppel 90 Euro – grrr). Meppel ist die nächstgelegene Bahnstation, hat aber ansonsten nichts zu bieten – ganz im Gegensatz zur schönen nahe gelegenen Stadt Zwolle.

Das Fazit:

Eine wunderbare Tour, die wir gerne nochmal wiederholen werden, um auch die nördliche Weerribben-Route zu erkunden. Die Buchung über die Website ist ziemlich unübersichtlich, hat aber letztlich einwandfrei funktioniert. Der Empfang durch den Ruderverein war sehr freundlich und besonders reizvoll ist natürlich, dass man ohne Boote zu verladen einfach losfahren kann und in knapp drei Stunden am Ziel ist. Allen, die mal über ein verlängertes Wochenende in Holland rudern möchten, sehr zu empfehlen! Nähere Infos unter www.gastroeien.nl und beim Autor.

Marcus Streck